Deutschland ist bekannt als Land der Ingenieure und Denker mit vielen Erfindungen, die die Welt verändert haben und steht für Ideale wie Qualität, Fleiß und Genauigkeit. Doch sind wir beim Einsatz von neuen Technologien wie Künstlicher Intelligenz bislang eher vorsichtig und skeptisch. Das zeigt auch eine neue Studie zum Thema „Künstliche Intelligenz im Mittelstand“, für die das Beratungsunternehmen Deloitte über 300 Führungskräfte mittelständischer Unternehmen zu den Herausforderungen, Chancen und Risiken von KI im Mittelstand befragt hat.

Grund der Skepsis sind für viele Mittelständler vor allem ungeklärte Fragen und fehlende Berührungspunkte mit der Technologie. So rätseln mittelständische Unternehmen, ob KI eine optionale oder im Wettbewerbskampf notwendige Technologie ist. Aber auch, wie KI im Mittelstand umgesetzt werden kann und ob es schon echte Referenzprojekte in der Gegenwart gibt. Die Studie setzt an diesen Punkten an und hat bis Ende 2020 307 mittelständische Unternehmen sowie 8 Experten zu ihren Einschätzungen befragt.  

 

KI-Technologien und Nutzenpotenziale

KI-Technologien gibt es viele – aber welche haben für den Mittelstand die größte Bedeutung? 45 Prozent der Befragten sehen regelbasierte Systeme in Sachen Relevanz an erster Stelle, gefolgt von Machine Learning (41%) und Deep Learning (36%). Diese Priorisierung deckt sich mit den Nutzenpotenzialen, die sich die Unternehmen vom KI-Einsatz versprechen. Die Befragungsteilnehmer erkennen vor allem die Chance der Automatisierung von Prozessen (77%), der effizienteren Nutzung von Daten (72%) und der Beschleunigung von Prozessen (66%). Gleichzeitig glauben die Befragten die größten Hemmnisse in Kompetenzmängeln im eigenen Unternehmen (65%), Datenproblemen (52%) oder finanziellen Hürden (39%) zu erkennen.

Betrachtet man die idealen KI-Einsatzgebiete in Unternehmen, nennt eine Mehrheit von 65 Prozent den IT-Bereich als prädestinierte Abteilung. Auch in der Logistik (59%) und in der Material- und Produktionswirtschaft (52%) machen die Befragten hohe Potenziale für den Gebrauch aus.  

 

Budgets für KI-Projekte

Zwar beträgt bei der gesamten Stichprobe der Studie der Median für KI-Investitionen rund 250.000 Euro pro Jahr. Allerdings investieren 41 Prozent sogar 500.000 Euro und mehr, während 48 Prozent der Unternehmen unterhalb des Medians bleiben. Bei 11 Prozent liegt das KI-Finanzvolumen sogar bei unter 50.000 Euro jährlich. Außerdem erfreulich: 38 Prozent der Befragten rechnen mit einem starken bzw. sehr starken Anstieg der KI-Budgets für die Zukunft.

„Wenn man sich den richtigen Partner sucht, kann man auch auf kleiner Flamme investieren. Es ist wichtig, dass KI nicht nur der Mondschatz sein muss, wo man 2 Millionen investiert, sondern dass man durchaus auch unterschwellig von der finanziellen Seite her kleine Schritte gehen kann“, erklärt Alexander Fridhi, CEO und Vorstand der DDG AG.

 

Nachholbedarf in der KI-Umsetzung

Im Kontext der Umsetzung von KI-Technologien wurde den Befragten die Möglichkeit gegeben, zu Nachholbedarfen Stellung zu beziehen. Hier nennen die Unternehmen den Aufbau von KI-Skills durch Schulungen (54%), die Implementierung von Pilotprojekten (50%) und den Einsatz von externen Experten (47%) am häufigsten. Hakt es im Rahmen der Integration von KI, sieht der Großteil der Befragungsteilnehmer die Ursachen zunächst im eigenen Unternehmen: 65 Prozent führen Hemmnisse auf vor allem auf interne Kompetenzmängel zurück. 52 Prozent verweisen auf allgemeine Probleme der Strategieimplementierung und ebenfalls 52 Prozent auf Datenprobleme.

Als weitere Barriere geben 46 Prozent Mängel in der IT-Infrastruktur an. Passend zu diesen Befunden sehen die Befragten beim Thema Nachholbedarf auch die eigene Belegschaft in der Pflicht. 54 Prozent wollen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in internen Schulungen fit für KI machen. 50 Prozent setzen auf erfolgreiche Pilotprojekte. 47 Prozent möchten ihren Nachholbedarf durch den Einsatz externer Kompetenzen decken. „Der deutsche Mittelstand steht für eine hohe Innovationsfähigkeit und Geschwindigkeit.

Eigentlich perfekte Voraussetzungen für die Umsetzung“, betont Lutz Meyer, Partner und Leiter von Deloitte Private. „Die Studienergebnisse machen allerdings deutlich, dass viele mittelständische Unternehmen KI noch immer auf die lange Bank schieben. Damit unterschätzen sie nicht nur die Realität, sondern verwehren sich selbst auch den zahlreichen kurz- und langfristigen Chancen, die Künstliche Intelligenz ihnen bereits heute bieten kann.“  

 

KI wird oftmals als Chefsache angesehen

Wer hat im Unternehmen die Verantwortung für den Einsatz von KI? Bei knapp über der Hälfte der Teilnehmenden ist die organisatorische Verantwortung derzeit bei Abteilungen unterhalb der Geschäftsleitung angesiedelt. So beispielsweise bei der IT oder den operativen Bereichen, die KI direkt anwenden (jeweils 16%). Eine eigene KI-Abteilung kann nur 1 Prozent der Befragten vorweisen. 48 Prozent hingegen verorten die Verantwortung bereits beim Top-Management. „Es ist keine Frage, ob, sondern nur wann der durch Künstliche Intelligenz eingeleitete Wandel den Mittelstand verändert“, weiß Olly Salzmann, Partner bei Deloitte und Geschäftsführer der Deloitte KI GmbH.

„Allerdings wird sich KI nicht abrupt, sondern mittels vieler kleiner Nadelstiche bemerkbar machen. Um darauf vorbereitet zu sein, sollte KI fest auf C-Level-Ebene verankert sein und durch eine aktive KI-Markt- und Trendanalyse stetig auf die eigene Unternehmung angepasst werden.“ Die Implementierung von KI in Unternehmen darf folglich nicht gesondert betrachtet werden. Sie muss immer in die gesamtheitliche Strategie eines Unternehmens eingebettet sein, um wirksam zu sein. KI dient nicht zum Selbstzweck, denn nur ein gesamtheitlicher Einsatz kann neue Geschäftsbereiche eröffnen und Wettbewerbsvorteile sichern. Es ist daher ratsam, sich frühzeitig einen entsprechenden KI-Experten mit ins Boot zu holen.

Die komplette Studie finden Sie hier zum Download.

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